Ich erinnere mich, dass es mir vor Jahren mit On Beauty ähnlich ging - zwischen Zadie Smiths Charakteren und mir besteht immer eine eigentümliche Distanz, irgendetwas, das dazu führt, dass sie mich nicht bewegen. Ich habe versucht zu ergründen, woran es liegt - aber ihre Charaktere sind nicht zwangsläufig kühl und unzugänglich. Tatsächlich sind die Figuren in Swing Time zu einem großen Teil von ihren Gefühlen, Erinnerungen und Erfahrungen getrieben, es gibt also mehr als genug Material, um sich ihnen nahe zu fühlen.
Vielleicht liegt es - wie ein Kritiker angemerkt hat - am Ende an der nicht wirklich greifbaren, namenlosen Ich-Erzählerin, deren Handlungen und Entscheidungen oft so belanglos wirken, dass es nicht ins Buch zu passen scheint. Zadie Smith bevölkert ihren Roman, der in London beginnt und die Leser nach New York und dann in ein westafrikanisches Dorf mitnimmt, mit zahllosen (starken) Frauenfiguren, und trotzdem fehlt mir etwas. Die allem zugrundeliegende Freundschaft zwischen der Erzählerin und Tracey ist für mich allein deshalb unglaubwürdig, weil ich nicht verstehen kann, was die beiden verbindet. Die Charakterentwicklung der Mutter ist genauso seltsam wie die Protagonisten, die den Popstar Aimée umgeben, es sind, und der Skandal, der im Prolog groß angekündigt wird, ist am Ende eher ein lauwarmes Skandälchen.
Ich bin ein bisschen enttäuscht und werde trotzdem weitermachen und versuchen, die Romane von Zadie Smith zu ergründen - allein schon deshalb, weil ich sie selbst so faszinierend finde. Irgendwann muss sich das ja mal auf ihre Bücher übertragen.