In Zukunft werde ich John le Carrés Bücher auch ohne Verfilmung lesen, denn er hat das Talent, Spannung, Literatur und Glamour zu verbinden. Seine Romane spielen im Umfeld von Geheimdiensten, seine Protagonisten reisen um die Welt, treffen finstere Bösewichte, geheimnisvolle Frauen und leben gefährlich, aber auch ziemlich luxuriös.
Jonathan Pine ist keine Ausnahme. Als Night Manager eines schicken Hotels in Kairo verliebt er sich in die Geliebte eines einflussreichen ägyptischen Kriminellen. Die Entscheidung, die Informationen der klugen Sophie an die britische Botschaft weiterzuleiten, zieht weitreichende Folgen nach sich - so weitreichend, dass Jonathan von einem Mitarbeiter des britischen Geheimdienstes ins enge Umfeld des charismatischen Richard Onslow Roper eingeschleust wird, seines Zeichens Händler illegaler Waffen im ganz großen Stil.
Wie le Carré Roper, sein Leben und die Menschen in seiner Umgebung beschreibt, das ist ganz große Klasse, und wer die Verfilmung, eine dieser wunderbaren BBC-Miniserien, gesehen hat, wird bei der Lektüre staunen, wie fantastisch das Buch umgesetzt wurde, obwohl mit dem Plot in weiten Teilen recht frei umgegangen worden ist. Kein Wunder, dass es Emmys geregnet hat, nicht zuletzt für die wunderbare Olivia Colman (wenn ich schon bei Serien bin, kann ich gleich auch noch Broadchurch mit ihr und dem ebenso grandiosen David Tennant empfehlen).
John le Carré hat nebst seinen exotischen Schauplätzen und klugen Beobachtungen das Talent, starke Frauenfiguren zu schreiben. Seine Jed, Ropers Geliebte und Jonathans widerwillige Liebe, ist am Ende ebenso wenig ein Anhängsel der Kerle wie Tessa in The Constant Gardener, sondern eine eigenständige, vielschichtige Persönlichkeit, über die man immer noch mehr erfahren möchte.