Ist man historisch halbwegs bewandert, schreckt man vor dem Namen Mitford erst einmal zurück. Schließlich ist von den Mitford-Schwestern nicht zuletzt Unity berüchtigt, weil sie eine glühende Hitler-Verehrerin war. Diana wiederum heiratete den englischen Faschistenführer Oswald Mosley. Nancy hingegen war politisch eher links und lässt daran in ihren Büchern - Gott sei Dank - keinen Zweifel. Genauso wenig ist es ein Geheimnis, dass ihre autobiographisch gefärbten Bücher bei Teilen ihrer Familie nicht unbedingt auf viel Gegenliebe stießen.
Was an The Pursuit Of Love autobiographisch ist, ist allerdings eher unerheblich, denn die Geschichte an sich ist charmant und interessant genug, dass man nicht groß das Bedürfnis verspürt, bei den Mitfords selbst durchs Schlüsselloch zu spähen.
Im Mittelpunkt steht die Radlett-Familie, auf deren Landsitz sich ein Großteil der Handlung abspielt. Die Ich-Erzählerin Fanny, eine Cousine der Radletts, verbringt üblicherweise ihre Ferien in diesem Durcheinander aus exzentrischen Familienmitgliedern. Onkel Matthew, der noch immer davon zehrt, dass er im 1. Weltkrieg ein paar Krauts über den Jordan geschickt hat, organisiert zur Freude der Kinder gern Jagden, bei denen der Nachwuchs die Stelle des Fuchses einnimmt, und hat eine Abneigung gegen alles, was nicht Englisch ist. Von den Kindern sticht am meisten Linda heraus, die Fannys beste Freundin ist und deren Geschichte im Mittelpunkt steht. Sie ist - wie der Titel schon sagt - auf der Suche nach Liebe und die absurden, herzerweichenden und haarsträubenden Aspekte dieser Suche beschreibt Nancy Mitford so gekonnt, dass ich sofort sämtliche anderen Bücher von ihr auf meinen Wunschzettel gesetzt habe.
Es geht doch nichts über ein paar schrullige, liebenswerte Briten als Sommerlektüre. Passend zum nahenden Herbst bin ich mittlerweile wieder auf düsterere Dinge umgestiegen.