The Mayor Of Casterbridge ist keine Ausnahme.
Als junger Mann verkauft Michael Henchard seine Frau und seine Tochter Elizabeth-Jane auf einem Jahrmarkt an den einen Mann, der willens ist, sich auf ein solch dubioses Geschäft einzulassen. Als er am nächsten Morgen wieder nüchtern ist, sind seine Frau und seine Tochter zu seinem Entsetzen tatsächlich nicht mehr aufzufinden - Michael Henchard schwört dem Alkohol ab, der mitverantwortlich ist für das Desaster, und den Frauen, und arbeitet sich hoch bis zum Bürgermeister von Casterbridge, das Hardys fiktive Version seiner Heimatstadt Dorchester ist.
Nach zwanzig Jahren kehrt Henchards verschollene Frau mit ihrer Tochter zurück in sein Leben. Was danach geschieht, ist typisch für Hardy dahingehend, dass nach und nach - zumindest für einen Teil der Charaktere - eine unaufhaltsame Abwärtsspirale in Gang gesetzt wird. Es wird geliebt, gehasst, und (fast) gemordet, und die einzige, die einen klaren Kopf behält, ist die junge Elizabeth-Jane. Verglichen mit Far From The Madding Crowd oder vor allem der grandiosen Tess Of The D'Urbervilles bleiben die Figuren aber seltsam blass und die Erzählung lückenhaft. Die Zeitsprünge sind groß und das verhindert, dass man sich auf die Geschichte so richtig einlassen kann. Das dramatische Ende könnte herzzerreißend sein, würde zwischen den Ereignissen nicht so viel Zeit verstreichen, über die der Leser nichts erfährt.
Trotzdem ist und bleibt das Buch etwas, was gelesen gehört, und Thomas Hardy einer meiner ganz großen Favoriten.