Ich bin vertraut mit viktorianischen Gepflogenheiten und den sozialen Gegebenheiten in diversen europäischen und arabischen Jahrhunderten, aber das Nigeria von vor hundert Jahren war mir komplett fremd. Es geisterten allenfalls ein paar vage Vorstellungen durch meinen Kopf.
Chinua Achebes The African Trilogy, bestehend aus Things Fall Apart, No Longer At Ease und The Arrow Of God haben diese Vorstellungen berichtigt.
Da ist die Geschichte von Okonkwo, dem nichts wichtiger ist, als als starker Mann zu gelten, um sich von seinem schwächlichen Vater abzugrenzen, und dem bei aller körperlichen Kraft doch die innere Größe fehlt.
Da ist sein Enkel Obi, der in England studiert, einen guten Job bei der Regierung in Lagos hat und doch am Ende seine eigenen moralischen Ansprüche nicht erfüllen kann.
Da ist Ezeulu, der dem Gott Ulu dient und am Ende über menschliche Schwächen stolpert.
Es geht um die Konflikte zwischen Tradition und Moderne, zwischen alter und neuer Religion und um das ungebetene Erscheinen des weißen Mannes, der keine Ahnung hat von den lokalen Gepflogenheiten und sie im Zweifelsfall als primitiv abtut.
Es geht aber auch darum, wie die Strukturen innerhalb von Familien und Dörfern waren. Um die Konflikte unter Ehefrauen und Kindern, und um alles, was menschlich ist.
Ich bin beeindruckt von den ins Englische übertragenen Sprichwörtern, aus denen Igbo-Konversationen zu einem Großteil bestehen, und würde gern ein paar davon in meinen Wortschatz aufnehmen. Nur fürchte ich, ich werde nie die Gelegenheit bekommen, all diese blumigen Worte anzubringen.