Sean Connery sieht einfach nicht so aus, wie ich mir Barley Blair vorstelle, den nicht besonders ambitionierten britischen Verleger mit einem ausgeprägten Hang zu Alkohol und Jazz, der sich plötzlich als Spion in Moskau wiederfindet. Barley Blair ist kantiger, rauer, und längst nicht so elegant wie Sean Connery. Dafür aber auch wesentlich spannender. Die Szenen, in denen ihm klar wird, in welcher Situation er gelandet ist, weil er einst einem russischen Wissenschaftler im Suff erzählt hat, dass er sich wie ein anständiger Mensch benehmen würde, sollte der andere jemals zum Helden werden, sind mit Abstand die Besten im Buch. Da kommt das, was für mich John le Carrés Talent ausmacht, so zum Tragen, dass es mich beinahe mit den Längen zwischendurch wieder versöhnt.
Vielleicht interessiere ich mich einfach nicht genug für die Anatomie des Spionagehandwerks. Vielleicht finde ich aber auch die Tatsache, dass die Herren des Geheimdienstes in den Hinterzimmern der Welt die Politik derselbigen entscheiden und Damen mehrheitlich als Schönheiten oder Sekretärinnen, nie aber an vorderster Front mit auftauchen, einfach langweilig.
Das ist schade, denn le Carré hat ein Händchen für spannende Charaktere und interessante Geschichten. Nur reicht das manchmal einfach nicht, zumindest nicht heute und nicht für mich.