Auch der Plot ist eigentlich nichts für mich. Ein Leuchtturmwärter, seine Frau und ein Findelkind? Zwei Familien, die um dieses Findelkind kämpfen?
Nein danke.
Aber - und jetzt kommt das große Aber - es gibt bald einen Film dazu. Und in diesem Film spielt mein Lieblingsschauspieler mit. Und damit habe ich bisher noch immer gute Erfahrungen mit Genres gemacht, die mich eigentlich nicht interessieren, von Superhelden zu Western.
Also habe ich auch The Light Between Oceans eine Chance gegeben, denn wenn ich mir eine Literaturverfilmung anschauen will, muss ich auch die Literatur kennen. Ich habe in meiner grenzenlosen Arroganz beinahe gelacht angesichts der Guardian-Kritik, die M.L. Stedman mit Thomas Hardy verglichen hat.
So viel zum Thema Vorurteile.
The Light Between Oceeans ist ein wunderbares Buch. Eine wunderbare Sprache, eine wunderbare Geschichte, die nur allzu leicht ins Kitschige abrutschen könnte, es aber nicht tut. Charaktere, die sämtliche Schattierungen abdecken, und die Verstrickungen von drei Menschen, die nur Gutes wollen und doch alle drei zum Opfer ihrer Menschlichkeit werden. Die Nuancen, die die Autorin zeichnet, haben mich tief beeindruckt, und tatsächlich hat das Buch, dessen Lektüre ich mangels Interesse monatelang vor mir hergeschoben habe, mich mehr als einmal (beinahe) zum Weinen gebracht, bis ich am Ende zugeben musste, die Journalisten vom Guardian wissen, wovon sie schreiben: die Unausweichlichkeit, mit der die Protagonisten auf die von Anfang an drohende Katastrophe zusteuern, ohne etwas dagegen tun zu können, könnte Hardy vom Feinsten sein. Als Schmankerl gibt es Landschaftsbeschreibungen vom westlichsten Zipfel Australiens und eine einsame Insel, auf der ich nur zu gern Zeit verbringen würde.
Zum Heulen schön.