Ich war in letzter Zeit viel zu selten wirklich überwältigt von etwas, aber dieser Film hat das ganz leicht geschafft, und das liegt nicht nur (aber auch) an Michael Fassbender, der in meinen Augen wenig bis gar nichts falsch machen kann und dessen Darstellung des zutiefst traumatisierten Generals, der zum Königsmörder und dann selbst zum König wird, dermaßen vielschichtig war, dass ich noch immer nicht sicher bin, alles in mich aufgenommen zu haben. Es liegt - natürlich - auch am Stück, an Shakespeares Text, der von Kurzel und seinen Drehbuchautoren bis aufs Gerippe freigelegt wurde. Ich hatte den Eindruck, ich sehe die Essenz von Macbeth: die Entwicklung eines guten Menschen zu einem Tyrannen, die ambivalenten, extrem transparent dargestellten Beziehungen zwischen Macbeth und seiner Umgebung: Lady Macbeth, die ihn zu seiner ersten Untat anstiftet und dann mit kaum verhüllten Grauen in den Augen mitansehen muss, was das aus ihrem Mann macht. Banquo, sein aufrechter Freund, der wegen seiner Aufrichtigkeit sterben muss. Die Hexen, die sich von Macbeths Macht nicht beeindrucken lassen und die mit nüchternem Blick zuschauen, wie sich das Drama entfaltet.
Grandiose Bilder, grandiose Schauspieler und eine Eindringlichkeit in allem, was den Film ausmacht, die mich wahrscheinlich auch in der nächsten Nacht noch davon träumen lässt.
Einziges Manko, einmal mehr: die deutschen Untertitel zur Originalversion. Während Shakespeares Englisch wie immer erstaunlich modern wirkt, hat die deutsche Übersetzung, von wann auch immer sie ist, etwas unangenehm Verstaubtes.