Hmm... Kommt mir irgendwie bekannt vor.
Auch wenn es in meinen Büchern garantiert nie einen Stierkampf geben wird.
Hemingway schickt also in Fiesta: The Sun Also Rises ein paar mehr oder weniger verkrachte Existenzen über einige Umwege nach Pamplona zur großen Fiesta. Im Mittelpunkt steht Jake Barnes, Journalist, der der schönen, flatterhaften Brett Ashley verfallen ist, einer englischen Aristokratin, die mit ihrer eigenen Unwiderstehlichkeit kämpft.
Jake ist der erste von Hemingways Charakteren, vor dem ich den Hut ziehen muss. Er verliert im ganzen Drama weder seine Selbstachtung noch seinen inneren Kompass und seine Beobachtungen der Ereignisse sind so auf den Punkt, dass ich mich tatsächlich für ihn und Brett interessiert habe. Es wird gesoffen ohne Ende, und die diversen Abstürze lassen die Figuren irgendwann beinahe nackt da stehen, und da ist ziemlich viel Substanz, die in diesem Buch auch nicht nur in Hauptsätzen wiedergegeben wird.
Gestern habe ich mit einem Freund über dieses Buch gesprochen - er hat die Augen verdreht und von seinem Fiesta-Trauma erzählt, das noch aus Schulzeiten herrührt. Wie zum Teufel kann ein Lehrer im Gymnasium auf die Idee kommen, seinen Schülern dieses Buch vorzusetzen? Kein Wunder, dass sich die wenigsten Menschen mittlerweile für richtige Literatur interessieren, wenn es ihnen schon in jungen Jahren ausgetrieben wird.
Bis heute finde ich Goethe in seiner erhabenen Schwülstigkeit doof - und bis heute habe ich keinen Antrieb, herauszufinden, ob ich mit meinem ersten Eindruck nicht doch komplett falsch lag - denn wie zuverlässig ist das literarische Urteil einer Sechzehnjährigen?
Und bis heute bin ich von Schiller begeistert, einfach nur, weil mir im gleichen Alter der attraktive Räuber Karl Moor den Kopf verdreht hat.
Wenn ich Lehrerin wäre, was ich Gott sei Dank nicht bin, würde ich mit meinen Schülern Capote lesen, bis er ihnen zu den Ohren rauskommt.