Dombey and Son ist gewohnt herzzerreißend, voller skurriler Gestalten und Sozialkritik - ein typischer Dickens, und das ist wirklich nichts Negatives.
Paul Dombey ist Herrscher über ein kleines Imperium, sowohl geschäftlich als auch zu Hause. Verwitwet, Vater von zwei Kindern, interessiert er sich nur für seinen Sohn und Erben, ebenfalls Paul, und vernachlässigt seine Tochter Florence komplett. Er ist unzugänglich, stolz und im Großen und Ganzen komplett unerträglich (was ihm in einer der besten Szenen des Buches auch gesagt wird). Florence versteht, verzeiht und liebt ihn trotzdem, was ebenfalls typisch für Dickens - meiner Meinung nach sind Figuren wie sie, so liebenswert sie auch sein mögen, der entscheidende Schwachpunkt der meisten seiner Bücher. Frauen als Hure oder Heilige, viel scheint es dazwischen nicht zu geben, auch wenn es in Dombey and Son ein paar Versuche gibt, weibliche Figuren anders darzustellen. Edith, die zweite Mrs. Dombey, hat eine Vergangenheit und zwingt ihren Mann in die Knie, das ist spannend, aber am Ende fällt Dickens' Urteil über sie auch eher verstaubt aus. Anderes gilt für die unvergleichliche Susan Nipper, das Dienstmädchen, das Florence von ganzem Herzen ergeben ist, und deren Beschützerinstinkt nur noch von Diogenes übertroffen wird, der unter literarischen Haustieren einen ganz besonderen Platz einnehmen müsste.
Es gibt also einen Hund, ein (fast) feministisches Dienstmädchen, ein paar raubeinige, herzensgute Seefahrer, verliebte alte Jungfern, verliebte Junggesellen, diverse (Möchtegern-)Kriminelle, eine Menge sentimentales Drama und ein Happy End. Was kann man mehr wollen?