The Pickwick Papers ist sein Erstling, der - wie damals üblich - in monatlichen Ausgaben, die aus mehreren Kapiteln bestanden, nach und nach veröffentlicht wurde. Ursprünglich war es nicht als Roman geplant, sondern als eine Reihe von Anekdoten, Erlebnissen der Mitglieder des Pickwick Clubs, und das merkt man auch.
Es geht damit los, dass vier Herren, der titelgebende Mr. Pickwick, Mr. Tupman, der sich für einen großen Verführer hält, der Möchtegern-Poet Mr. Snodgrass und der scheinbar unglaublich sportliche Mr. Winkle, sich auf eine Reise machen, um England und seine Eigenheiten kennenzulernen. Was sie dabei erleben, ist ganz amüsant, wenn auch nicht besonders aufregend - die vier gehören eher zur weltfremden Sorte Mensch.
Dass das ursprüngliche Konzept die Leser nicht unbedingt von den Stühlen gehauen hat, wurde auch Dickens relativ bald klar, und im ersten seiner Geniestreiche erfand er den jungen Samuel Weller, den Mr. Pickwick unterwegs aufgabelt und der fortan als sein Diener fungiert.
Samuel Weller ist das Herz und vor allem das Hirn des Buches, und seine Weltsicht (mit der er nicht hinter dem Berg hält) und seine treffenden Beobachtungen zu den Ereignissen um ihn herum sind mit das Beste, was es von Dickens zu lesen gibt. Auch Sams Vater, der eine unüberwindliche, jedoch leicht erklärbare Abneigung gegen Witwen hat, hat zahlreiche sehr denkwürdige Auftritte. Die anderen drei Herren geraten nach und nach in den Hintergrund und auch die für Dickens so übliche Sozialkritik kommt irgendwann zum Tragen, als der wohlhabende Mr. Pickwick durch skurrile Umstände ein Schuldnergefängnis von innen kennenlernt.
Am Ende bin ich also doch wieder begeistert und dem Charme dieser Charaktere mit Freuden erlegen.