Ich habe mit Tess gelitten und mit Clym Yeobright. Ich habe eine meiner eigenen Figuren nach ihm benannt und andere aus derselben Gegend kommen lassen wie ihn. Ich war in der Westminster Abbey an seinem Grab.
Ich bin ein Thomas Hardy- Groupie, und ich lese seine Bücher in großen Abständen, damit ich länger etwas davon habe.
Jude The Obscure ist das letzte Buch, das er geschrieben hat, obwohl er danach noch Jahrzehnte gelebt hat. Aber die Welt war um 1895 noch nicht bereit für freigeistige Charaktere wie Jude Fawley und Sue Bridehead, die zusammenleben, ohne verheiratet zu sein. Dementsprechend vernichtend waren die Kritiken, so dass Thomas Hardy aufgehört hat zu schreiben.
Das ist genauso tragisch wie das, was Jude und Sue im Laufe der fünfhundert Seiten erleben - von gesellschaftlicher Ächtung über aufgegebene Träume zum Zerfall ihrer Familie ist es ein einziges Desaster, und dass ich verhältnismäßig kühl darüber schreiben kann, ist nur der Tatsache geschuldet, dass Thomas Hardy Jude nie wirklich glücklich sein lässt. Von Anfang an ist er ein tragischer Charakter, so dass die wirklich großen Katastrophen beim Lesen gar nicht mehr so arg ins Gewicht fallen - im Gegensatz zu Tess, wo der Fall so unendlich tief war.
Trotzdem ist das Buch ein typischer, großartiger Hardy. Seinen damals so skandalösen Ideen zum Thema Frauen, Ehe und Religion kann ich nur applaudieren. Er muss einer der ersten männlichen Feministen gewesen sein. Die Frauenfiguren sind komplex, widersprüchlich und faszinierend und nie nur Beiwerk - er hätte meinem ebenso geliebten Charles Dickens was beibringen können.