A Pair Of Blue Eyes gehört zu den weniger wichtigen Werken von Thomas Hardy, und nach der Lektüre kann ich auch nachvollziehen, warum es so ist.
Elfride Swancourt ist eine junge Frau, die Entscheidungen trifft, die aus heutiger Sicht nicht weiter bemerkenswert sind, damals aber skandalös waren. Sie verliebt sich in Stephen Smith, einen nicht standesgemäßen Mann, und will mit ihm durchbrennen, merkt aber noch halbwegs rechtzeitig, dass das vielleicht doch keine so gute Idee ist. Stephen verschwindet nach Indien mit dem Plan, dort sein Glück (sprich Geld) zu machen und dann Elfride doch noch heiraten zu können.
Kommt mit Henry Knight der zweite, in jeglicher Hinsicht faszinierendere Mann des Weges. Elfride verliebt sich erneut, schießt die Quasi-Verlobung mit dem abwesenden und dann plötzlich doch wieder anwesenden Stephen in den Wind, aber der konservative Henry erfährt irgendwann, dass seine Elfride doch nicht ganz so unschuldig ist wie vermutet (schließlich hat sie vor ihm schon einen anderen Mann geküsst). Verlobung wird gelöst, Elfride ist todunglücklich, heiratet dann aber Lord Luxellian, der hoffentlich nicht ganz so idiotisch war wie die anderen beiden und auch ziemlich attraktiv zu sein scheint, nur um fünf Monate nach der Hochzeit zu sterben.
Stephen Smith und Henry Knight, die sich aufgrund jetzt nicht näher auszuführender Gründe kennen, kommen beide in den letzten Seiten auf die Idee, es noch einmal bei Elfride zu versuchen, nur um festzustellen, dass ihr Sarg mittlerweile in der schicken Luxellian-Gruft liegt.
Das ist teilweise unterhaltsam, teilweise aber genauso haarsträubend, wie der Plot vermuten lässt. Elfride ist leider weder eine Tess noch eine Bathsheba Everdene, auch wenn Anklänge zu finden sind - Hardy war wohl einfach noch nicht mutig genug, um wirklich Haltung zu beziehen. Stephen ist ein Waschlappen und Henry Knight könnte spannend sein, würde er sich nicht in den entscheidenden Situationen so verhalten, wie es eigentlich überhaupt nicht zu jemandem wie ihm passt.
Ich werde bald mal wieder Far From The Madding Crowd in die Hand nehmen.