Ich komme also in Monterey an und überall ist von John Steinbeck die Rede - selbst auf der Wal-Fahrt. Da fragt sich doch diejenige mit dem Universitätsabschluss in Anglistik - wer war John Steinbeck nochmal?
Der, der East Of Eden geschrieben hat. Und Of Mice And Men. Und The Grapes Of Wrath. Und Tortilla Flat.
Nobelpreis 1962. (Attraktiv war er außerdem.)
Hallo Bildungslücke.
Die zu schließen ich mit Cannery Row begonnen habe, denn schließlich war ich da, auch wenn die jetzige Cannery Row nichts mehr mit der in den Vierzigern gemein hat. Damals hieß die Straße allerdings nicht einmal so, sondern wurde später Steinbeck zu Ehren umbenannt. Zu diesem schmalen Büchlein gibt es unglaublich viele Hintergrundinformationen, aber auch ohne wäre ich restlos begeistert gewesen.
Ich hatte eins dieser amerikanischen Bücher wie The Heart Is A Lonely Hunter erwartet, die sehr, sehr gut sind und mich trotzdem ein bisschen langweilen, oder einen kühlen Hemingway, aber John Steinbeck hat ein Händchen nicht nur für Worte, sondern auch für Charaktere - er hat den Nobelpreis offensichtlich nicht ohne Grund bekommen.
Der erste Satz ist einer, der in die Geschichte der ersten Sätze eingegangen ist, und das zu Recht, denn er eröffnet mit wenigen, präzisen Worten eine eigene Welt*. Und dann Steinbecks Liebe zu seinen verlorenen Charakteren, sein Witz und seine Melancholie. Zum Weinen schön. Wer sich wundert, dass hier so wenig zur Handlung steht - das Buch besteht eher aus losen Anekdotensammlungen denn einer stringenten Handlung, aber das tut dem Genuss keinen Abbruch.
*Cannery Row in Monterey in California is a poem, a stink, a grating noise, a quality of light, a tone, a habit, a nostalgia, a dream.