Mothering Sunday trägt den Untertitel A Romance, aber ist es das wirklich?
Ja, Jane Fairchild, Waise und Dienstmädchen bei einer wohlhabenden englischen Familie, hat ein Liebesverhältnis mit Paul Sheringham, dem Sohn der ebenso wohlhabenden Nachbarn. Sie liegt zu Beginn nackt in seinem Bett, es könnte ihre letzte Begegnung gewesen sein, denn in zwei Wochen wird er Emma Hobday heiraten, die im Gegensatz zu Jane aus ebenso gutem Hause kommt wie er selbst.
Aber wenn die in zahlreichen Rück- und Vorblenden erzählte Geschichte eine Romanze ist, dann in erster Linie eine, die nur Jane betrifft, denn die Ereignisse an diesem Mothering Sunday führen dazu, dass sie zu der wird, die sie sein soll.
Aus Jane, dem Dienstmädchen, wird Jane, die Schriftstellerin, und das ist das Entscheidende an diesem Buch.
Graham Swifts Buch ist eigentlich - obwohl es im März spielt - eine Sommerlektüre. Fenster stehen offen, die Sonne scheint auf nackte Körper und als die Tragödie sich entfaltet, ist der Himmel tief blau.
Ein unglaublich sinnliches Buch, das in seiner Kürze - trotz mancher Wiederholungen - einen bleibenden, wunderbaren Eindruck hinterlässt.