Ich habe über die Warmherzigkeit dieses Buches gestaunt und über die Fähigkeiten von Herrn Ishiguro, die Geschichte in der ersten Person zu erzählen und dem Leser gerade dadurch Einsichten zu vermitteln, die dem Protagonisten Mr. Stevens völlig abzugehen scheinen. Er ist ein Butler der alten Schule, so sehr auf Würde und Korrektheit bedacht, dass ihn die Erfüllung seiner Pflichten glücklicher zu machen scheint als private Angelegenheiten es jemals tun könnten.
Sein Verhältnis zur Hausdame Miss Kenton ist seiner Meinung nach rein professionell und doch spricht die Liebe zu ihr aus jedem seiner Sätze. Gleiches gilt für sein Wissen um die Unzulänglichkeiten seines Arbeitgebers Lord Darlington, der sich in den Dreißigerjahren etwas zu enger Kontakte mit dem Nazi-Regime schuldig gemacht hat. Trotzdem geht dem Buch eine gewisse Komik nicht ab, etwa, als Mr. Stevens beauftragt wird, dem Sohn eines Bekannten von Lord Darlington die Sache mit den Bienen und den Blumen nahezubringen und er über Tage hinweg auf den richtigen Zeitpunkt für diese Aufgabe lauert.
Kazuo Ishiguro schafft es, nur mit Andeutungen unglaublich viel auszudrücken, und die Tiefe, die er damit erschafft, ist allein schon aus handwerklicher Sicht extrem bemerkenswert. Aber auch sonst in jeder Hinsicht.