Aber...
Ich bin mit den Charakteren nicht warm geworden. Das ist nicht grundsätzlich Voraussetzung, aber ich muss zumindest ihre Handlungen nachvollziehen können - nicht verstehen, aber nachvollziehen. Und die Beziehung, die sich zwischen der Ich-Erzählerin Willa und ihrem Stiefbruder Patrick über diverse Sommer hinweg entwickelt, während sie ansonsten getrennt voneinander aufwachsen, die bleibt leider komplett unverständlich. Die Atmosphäre bekommt von Sommer zu Sommer einen deutlicher sexuellen Unterton, aber warum das so ist, das verstehe ich genauso wenig wie all die anderen Dinge, die sich abspielen. Ich verstehe nicht einmal, ob Willa sich zu Patrick wirklich hingezogen fühlt. Ich verstehe auch nicht, was die plötzliche Orgie sollte, die mich mit Stirnrunzeln ins Buch starren ließ, den Gedanken "Was soll das denn jetzt?" deutlich ins Gesicht geschrieben.
Nichts gegen Orgien, aber ich hätte gern ein bisschen Background und nicht einen von sämtlichen anderen Ereignissen losgelösten Moment, der auf einer halben Seite lustlos abgehandelt und dann nie wieder aufgegriffen wird.
Eliza Robertson hat von Zeit zu Zeit eine sehr schöne, sinnliche Sprache, aber das reicht leider nicht, wenn nie wirklich klar wird, worauf sie hinauswill. Diese Vagheit könnte elegant sein, wäre ein Plan dahinter erkennbar, aber so bin ich ein bisschen enttäuscht von einem Buch, das ziemlich gut hätte sein können.
Manchmal ist es doch keine so gute Idee, nur auf das schicke Cover zu achten.