Und in all dieser Zeit habe ich Hard Times mit mir herumgeschleppt - ironischerweise genau das von Dickens' Werken, in dem London kaum eine Rolle spielt. Aber auch wenn die Geschichte statt in London im fiktiven Coketown (Manchester?) spielt, ist es Dickens. Ein Buch voller Wärme und Sozialkritik, voller skurriler, liebenswerter oder nicht so liebenswerter Charaktere. Mr. Gradgrind erzieht seine beiden Kinder, Louisa und Tom, in bester Absicht nur nach Fakten. Phantasie hat bei ihm keinen Platz, auch dann nicht, als er Sissy Jupe, das Mädchen vom Wanderzirkus, bei sich aufnimmt. Louisa heiratet den fürchterlichen Mr. Bounderby, weil ihr geliebter Bruder sich davon Vorteile erhofft, und ist in einer lieblosen Ehe gefangen, bis der attraktive, aber - ebenso wie ihr Bruder - charakterschwache Mr. Harthouse ihr zeigt, dass das Leben nicht nur aus vorhersehbaren Fakten besteht und sie in einem Akt der Verzweiflung ihren Vater dazu bringt, seine Fehler einzusehen. In einer Nebenhandlung wird die Geschichte von Stephen Blackpool erzählt, einem Arbeiter in Mr. Bounderbys Fabrik, den Dickens in zahlreichen tragikomischen Momenten dem aufgeblasenen Mr. Bounderby gegenüberstellt.
Auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: Charles Dickens wird zu Recht als Genie bezeichnet. Aber jegliche Angst, sich mit einem der "ganz Großen" der englischen Literatur auseinanderzusetzen, ist völlig fehl am Platz. Abgesehen von aller Genialität macht es in erster Linie einfach unglaublich viel Spaß, seine Bücher zu lesen.