Bis mir - das alte Thema - eine äußerst hübsche Ausgabe von Tender Is The Night in die Finger kam und ich beschloss, ihm noch einmal eine Chance zu geben.
Tender Is The Night fängt an der französischen Riviera an, was nie verkehrt ist. Sommer, schicke Leute, Cocktails, Yachten und der ganze Kram. Anfangs halte ich das Buch für ein bisschen oberflächlich - schließlich sieht der Leser all das durch die Augen von Rosemary Hoyt, einer jungen, noch leicht zu beeindruckenden Schauspielerin. Durch sie bekommt man einen ersten Einblick in das Leben von Dick und Nicole Diver, die die eigentlichen Hauptfiguren sind. Dick Diver ist nicht praktizierender Psychiater und seine Frau eine reiche Erbin und ehemalige Patientin.
Die Geschichte nimmt vor allem im zweiten Teil an Fahrt auf, wo Rosemary nur noch eine untergeordnete Rolle spielt und der Fokus auf Dick und Nicole liegt. Da wird das Buch düster und von der scheinbaren Oberflächlichkeit bleibt nichts mehr übrig. Traumata werden freigelegt, Abhängigkeiten erklärt und Beziehungen seziert, bis ich absolut begeistert bin. Weiterer Pluspunkt ist, dass der Mittelteil zu einem großen Teil in der Schweiz spielt und ich fasziniert bin von Fitzgeralds Worten für eine Gegend, die mir sehr vertraut ist.
Zwar gibt es am Ende immer noch einige Unklarheiten - insbesondere Dick ist von Zeit zu Zeit ein ziemlich verschwommener Charakter - aber ich bin absolut versöhnt mit F. Scott Fitzgerald.