Das muss ich auch nicht.
The Little Friend ist zwar mit Abstand das Unzugänglichste der drei Bücher von Donna Tartt, und auch thematisch ist es für mich nicht so spannend wie die anderen beiden, aber trotz dieser und anderer kritikwürdiger Punkte ist es immer noch ein sehr, sehr gutes Buch.
Angesiedelt in Mississippi, der Heimat von Donna Tartt (kaum vorstellbar), geht es um die zwölfjährige Harriet, die mit ihrer Schwester Allison in einem langsam verfallenden Haus aufwächst. Ihre Mutter ist seit dem Mord an ihrem großen Bruder, als Harriet ein Baby war, nicht mehr sie selbst und Harriet und Allison wachsen in erster Linie unter der Fittiche von Haushälterin Ida, Großmutter Edie und den exzentrischen Tanten Libby, Adelaide und Tatty auf.
Harriet ist klug, durchsetzungsstark und nicht besonders freundlich - und in dem Sommer, in dem der Hauptteil des Buches spielt, besessen von der Idee, den nie gestellten Mörder ihres Bruders umzubringen. Wer das sein muss, ist sonnenklar für sie - Danny Ratliff, Mitschüler ihres Bruders und Sprössling einer kriminellen Redneck-Familie.
Während Harriet ihr Komplott schmiedet, gerät sie selbst auch immer mehr in den Fokus der Ratliff-Familie, die ihre eigenen Probleme hat - nicht nur krimineller Art.
Das Faszinierendste an diesem Buch ist, wie Donna Tartt mühelos zwischen den beiden Familien hin- und herspringt und ihnen dabei mehr Leben einhaucht, als dem Seelenfrieden von Zeit zu Zeit förderlich ist. Man spürt beim Lesen die Hitze dieses Südstaatensommers, riecht dem gammligen Sumpf und irgendwann liegen nicht nur die Nerven der Protagonisten, sondern auch meine blank.
Je mehr ich darüber nachdenke, desto begeisterter bin ich von The Little Friend.