The Girls, das mich stellenweise an Truman Capotes In Cold Blood und an das erst neulich gelesene The Little Friend von Donna Tartt erinnert, ist am Ende weniger brutal, als ich erwartet habe, aber genau das macht es so wirkungsvoll. Die Angst vor dem, was passieren wird, ist viel wirkungsvoller als detaillierte, blutige Schilderungen.
Emma Cline erzählt die Geschichte von Evie Boyd, die Ende der 60er-Jahre in Kalifornien für kurze Zeit Mitglied eines Kults ist, der auf der Manson-Familie beruht. Auch wenn Evie fiktiv ist und die Geschichte teils verfremdet, sind die Parallelen allgegenwärtig. Die realen Ereignisse sind von Anfang an Teil dieses Buches, das mit dem Wissen des Lesers spielt und rechnet (daher kommt auch die Angst vor dem, was passieren wird).
Evie lernt The Girls mehr oder weniger zufällig kennen und genauso zufällig landet sie auf der Ranch, wo die Kommune lebt. Sie ist vor allem fasziniert von Suzanne, die ihr so fremdartig vorkommt und die sie weit mehr interessiert als die männlichen Mitglieder der Gruppe. Aber nicht nur Suzanne ist neu, sondern alles an der Kommune. Evie bekommt einen Einblick in ein Leben, das eine Art von Glück verspricht, zumindest für kurze Zeit.
Ihre Geschichte ist alles andere als einzigartig - am Ende ist sie eine von vielen Mittelklasse-Mädchen, die sich unverstanden fühlen, ein paar (nicht wirklich gravierende) Probleme mit der Familie haben und denen es nicht ganz so leicht fällt, Freunde zu finden. Sie sind eine leichte Beute für die Gruppe um den scheinbar charismatischen Russell, der seine Durchschnittlichkeit vielleicht vor Evie kaschieren kann, nicht aber vor jenen, die außenstehend sind.
Mit der Durchschnittlichkeit hat es allerdings ein Ende, sobald es um Manipulation geht - darin ist Russell ein Meister, und die Mädchen stolz darauf, ihm dienen zu dürfen. Diese Szenen haben etwas regelrecht Widerliches, was die feministischen Ansätze des Buches umso greifbarer werden lässt.
Es geht in diesem Buch weniger um die brutalen Morde, die 1969 die Welt erschüttert haben, sondern vielmehr um das Erwachsenwerden, und Emma Cline beschwört mit einer transparenten, treffenden Sprache Erinnerungen herauf, die jeder Frau vertraut sein dürften.